In welchem Nauener Haus wohnte ...
der Alte
Fritz:
Der Nauener Lehrer Koch war 1941 Museumsleiter und untersuchte
in einem Artikel der Havelländischen Rundschau vom 13. / 14. September 1941,
Nr. 215, in welchem Hause 1732 der spätere preußische König
"Der Alte Fritz" gewohnt haben könnte. Im Folgenden eine teilweise
Übersetzung der in Fraktur geschriebenen Seite:
In welchem
Nauener Haus wohnte der Alte Fritz?
Das falsche und das wahre "Alte-Fritzen-Haus" - Gartenhaus erst
1780 erbaut - Friedrich weilte schon 1732 in Nauen
Ein weitverbreiteter Irrtum bezieht sich auf das
"Alte-Fritzen-Haus" in Nauen. Fast alle Einwohner unserer Stadt halten
das Haus in der Mauerstraße, das heute Dr. Lehmann gehört, für das 1732
bezogene Wohnhaus des jungen Obersten Friedrich Kronprinz von Preußen.
Ohne Zweifel handelt es sich hier um ein schönes und anmutiges
Barockgebäude. Der architektonische Eindruck - übrigens heute schöner
als ursprünglich - wird immer reizvoll bleiben, und die Gartenseite
gehört, abgesehen von der störenden buntscheibigen Glasveranda zu dem
Malerischsten, was Alt-Nauen zu bieten hat. Vor allem aber atmet die
Oertlichkeit einen Hauch des pietätvoll Romantischen; denn das Haus
steht heute noch am alten Stadtwall, der innerhalb des herrlichen,
landrätlichen Gartens erheblich abfällt, und außerdem dort, wo einst
die alte Mauer sich schützend um die Stadt legte, wo zweieinhalb
Jahrhunderte hindurch die Nauener Bürger ihre Toten begruben.
_Es soll hier nicht untersucht werden, wie jener - ziemlich junge -
geschichtliche Irrtum entstand. Jedenfalls handelt es sich um einen
Irrtum! Schon Tiebel sagt 1817 in seiner "Kurzen Geschichte der
Stadt Nauen": "König Friedrich der Große hat als Kronprinz in dem
jetzigen Kaufmann Kerkowschen Hause gewohnt, indem sein Bataillon hier
in Garnison stand." Der "Millionen-Kerkow" aber - ihm wurde bekanntlich
in den Anlagen ein Denkstein gesetzt - wohnte in dem heute
Peterhoffschen Hause in der Potsdamer 52 (heute Goethestr.-wj-),
links neben dem Katasteramt. Barday schreibt auf S. 168/69: "Um diese
Zeit (Anm.: 1732! zwei Jahre vorher war die herrliche Eiche auf
dem Wall des alten Kirchhofes gepflanzt worden, die mächtige Eiche, die
ihre Aeste hoffentlich noch Jahrhunderte stolz in den Himmel recken
wird. K.) hatte unsere Stadt die Ehre, dass der Kronprinz, welcher sich
später als König den Beinamen des Großen erwarb, mit seinem Batallion
hier in Garnison stand. Es war die Zeit, bevor er nach Ruppin und
Rheinsberg übersiedelte. Er wohnte in dem Hause, welches ... (Text
fehlt hier -wj-). (Anm.: der älteste im Besitz des Museums
befindliche Stadtplan nennt die Holzmarktstraße "Königstraße". K.) Zwei
goldene Sterne auf den Enden der Dachfirst schmückten noch bis vor
einigen Jahren das Haus. Hoffentlich werden diese historischen
Erinnerungszeichen baldigst wiederhergestellt." Bardey bringt auch ein
Bild: "Wohnhaus Friedrich d. Gr.".
_Am 6. April 1907 schrieb das "Osthavelländische Kreisblatt":
"Bevor Friedrich nach Neuruppin übersiedelte, wohnte er einige Zeit
hier in Nauen, und zwar in dem Kerkowschen Hause, wo jetzt der Kaufmann
Troll wohnt, in der Potsdamer Straße."
_Das falsche "Alte-Fritzen-Haus" trägt an der Gartenseite die
Jahreszahl 1780. Das dürfte das Baujahr sein. Wie kann
Friedrich dann bereits 1732 dort gewohnt haben?! Laut
Grundakten des Nauener Amtsgerichts erkaufte Karl Heinrich von Görlitz
am 13.1.1780 in der Zwangsversteigerung von Thiedke das
Grundstück Potsdamer Straße 52. Der Weiterverkauf an die Geschwister
Baath erfolgte 1788. Von denen kaufte das Grundstück im Jahre 1791
Wilhelm August von Brandenstein, Königl. Major im Regiment Prinz
Heinrich, 1800 wird Treue und 1814 dessen Schwiegersohn
C.F. Kerkow Besitzer.
_Bis in die allerletzten Jahre des vorigen Jahrhunderts aber gehörte
das falsche "Alte-Fritzen-Haus" samt Garten zur Potsdamer Straße 52,
und erst Kerkow beantragte 1896 die Ueberschreibung auf Potsdamer Str.
50/51 (heute Katasteramt). Das Katasteramts-ge ... (Text fehlt hier
-wj-)
_Gleichfalls 1896 beantragte Kerkow, den neuen Eigentümer von
Potsdamer Straße 52 für dauernd zu verpflichten, "die Traufe von den
Vorder- und Hintergebäuden Potsdamer Straße 50/51, also auch von dem
hinten an der Mauerstraße belegenen sogenannten Scharwerker- und
Gartenhause, aufzunehmen und sie nach dem Straßenrinnstein der
Potsdamer Straße abzuleiten." Im Verzeichnis der Gebäudebesetzung
Potsdamer Straße 52 vom Jahre 1895 war das
falschehttp://www.nauen.de/
"Alte-Fritzen-Haus" "Remise und Scharwerkstatt" genannt worden.
_Damals also diente das "sogenannte Gartenhaus" der Herren von Görlitz
und von Brandenstein nüchternen und nützlichen Zwecken. Doch es hatte
bessere Zeiten gesehen. Und bessere Zeiten standen ihm bevor. Ja es
übertrumpfte sich gewissermaßen selbst, in dem es sich - allerding ohne
eigene Schuld - mit dem Schein königlichen Glanzes umgab. Heute aber
muss es diesen unverdienten Nimbus wieder an das wahre
"Alte-Fritzen-Haus" in der Potsdamer Straße abtreten. Koch, Museumsleiter.Bildunterschrift 1: Das ist das
wahre "Alte-Fritzenhaus" in der Potsdamer Straße.
Bildunterschrift 2: Rundschau-Bilderdienst